Algarve – Wo nicht nur die Störche überwintern

An der Algarve treffen wir selbst in der Nebensaison noch auf eine sehr aktive Tourismusbranche. Sämtliche Neuzulassungen in Portugal scheinen Mietwagen zu sein und bevorzugt hier herumzufahren. Abseits der Hauptsehenswürdigkeiten in den Naturparks Rio Formosa und Costa Vicentina stoßen wir aber nun auf eine neue Touristen-Spezies: Kleine und große Überwinterer.

Die kleinen Überwinterer leben auf Telefonmasten, Türmen, Dachfirsten und Bäumen. Richtig – es handelt sich um Störche. Sehr viele Störche siedeln sich über den Winter an den Flüssen und Lagunen der Algarve an. Wo immer ein Mast in die Luft ragt, bauen die Langbeiner ihr Nester für den Nachwuchs. An vielen Häusern sehen wir menschengemachte Unterkonstruktionen für die Nester; scheinbar freut man sich hier über die gefiederten Nachbarn. Ach ja – Störche bringen ja Glück 😉

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Die größeren, menschlichen Überwinterer dagegen leben meist in Fahrzeugen. Je nach Budget in bunt angemalten, ausgedienten Bussen oder LKWs bis hin zum hochwertigen Reisemobil im Wert eines Einfamilienhauses. Von Aussteigern in den Twens über frischgebackene Eltern mit ihren Kindern in gemeinsamer Elternzeit bis hin zu den Globe-trottenden Rentnern treffen wir ein buntes Spektrum an Reisenden. Im ganzen Süden Portugals gibt es nämlich noch viele Flecken in den Orten oder an Strandparkplätzen, wo das freie Stehen außerhalb der Saison möglich ist und man nah der Natur leben kann.

Wir lassen uns von der Naturnähe anstecken und stellen uns ebenfalls auf freie Plätze. Meist stehen wir nicht allein, sondern in Gesellschaft von anderen Mobilen. Spätestens über den Hund kommen wir schnell ins Gespräch miteinander. So lernen wir vor der Ilha de Tavira – im Naturschutzgebiet Rio Formosa – einen pensionierten, walisischen Feuerwehrmann mit seinem Labrador kennen, der mit seinem Campervan auf dem Weg zur Fähre nach Teneriffa ist, wo er bis März überwintert. Die Ilha de Tavira und die benachbarten Inseln bilden eine vögel- und fischreiche Lagunenlandschaft an der Algarveküste, die sich bestens zum SUPen und Windsurfen eignet. Wir verbringen hier zwei herrliche Tage am und auf dem Wasser; abends mit guten Gesprächen mit Martin und Hannah, mit ihrem Sohn auf Elternzeit im T3 vom Nordkap bis Gibraltar.

An den Stränden des Beverly Hills der Algarve, Vale de Lobo, lernen wir eine junge, holländische Auszeiterin kennen. Rheanne will sich beruflich umorientieren und hat für das Übergangsjahr ihre Wohnung in Holland vermietet und lebt nun in einem gut erhalten VW LT Camper. Wir campieren mit unseren Bussen direkt unterhalb der Millionen Villen und des Golfplatzes an einem Traumstrand mit Traum-Sonnenuntergang. Was für eine Gegend zum Ausritt mit dem Pferd…

Lagos dagegen punktet mit Shabby Chic. Die lebendige Neu-Hippie Szene trifft hier auf lockere, coole Surfer. Wenig Geld aber viel Kreativität. So erhält die schon etwas abgefuckte Altstadt mit ihren vielen alternativen Bars und Boutiquen sowie den Surfshops eine sehr individuelle und interessante Note. Alle 50 Meter ein Lebenskünstler, der auf der Gitarre klampft, Handwerkskunst anpreist oder um Subventionen für den Lifestyle bittet. Viele Touristen kommen zur Landspitze Punta Piedade. Der Leuchtturm und die Felsenküste mit ihren Grotten zählen sicher zu den beliebtesten Motiven an der Algarve. Elton unterstützt mich tatkräftig bei der Suche nach der richtigen Perspektive.

In Burgau parken wir mitten im Ort inklusive eigenem Balkon fünf Meter über dem Meer. Der Ort schmiegt sich ganz malerisch in einer kleinen Bucht an den Hang. Die beiden Gassen des Ortes haben eine sehr hohe Bardichte, erstaunlicherweise mit englischen Speisekarten. Auf der Morgenrunde mit Elton lerne ich, dass gut die Hälfte der Häuser von überwinternden Engländern bewohnt wird. Selbst die etwas ältere, portugiesische Bäckerei-Fachverkäuferin spricht hier fließend Englisch. Der Ort ist so niedlich – ich kann die Engländer gut verstehen! Burgau ist östlicher Startpunkt der Costa Vicentina, eines der längsten natürlich-erhaltenen Küstenabschnitte Europas. Von der schönen Natur und den Menschen an dieser Küste aber im nächsten Post mehr…

2 Gedanken zu “Algarve – Wo nicht nur die Störche überwintern

  1. Hallo ihr Lieben, wenn ich etwas Zeit habe, lese ich jeden Post von euch. Es ist fast so, als ob man dabei wäre. Eure Tourenbeschreibungen sind so lebendig und nachvollziehbar, echt klasse. Ich wünsche ich euch noch eine gute Weiterreise mit eurem Vierbeiner, kommt wieder alle gesund zurück!!! LG Daniel (TMHDE)

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