Der Blick auf den Kalender bringt uns zu der Erkenntnis: Wenn wir unser neu gesetztes Rückkehrdatum noch halten möchten, müssen wir einen Zahn zulegen. Also durchfahren wir Mittel- und Nordportugal etwas schneller, nehmen die Highlights am Wege aber natürlich mit.
Bis vor zwei Wochen fand an den Stränden Portugals der WorldCup im Wellenreiten statt. Schade, das wäre sicher ein Spektakel gewesen! Auch so beeindruckt uns, wie sich die Amateure und Locals in die anspruchsvollen Wellen der Weltcupstrände Ilha de Ribeira, Supertubos und Nazaré Big Wave stürzen. Am Supertubo macht so ein kleiner Steppke den Erwachsenen ganz schön was vor und zirkelt radikale Turns in die Supertubo Welle. Der wird bestimmt mal ein großer in seinem Sport.
Auch für die Freerider-Freunde wie mich gibt es an Portugals Küste einen tollen Spot – die Lagoa de Obidos. An einem riesigen Strand zieht sich hier eine 5 km lange schmale Bucht in südöstlicher Richtung ins das Land hinein. Bei den meist vorherrschenden NW-Winden perfekt zum Freeriden. Die Kiter direkt hinter der Düne, wir Windsurfer weiter in der Lagune. Bei Ebbe wird der surfbare Kanal ganz schön eng, trotzdem ist es eine super Session auf dem Wasser. Allerdings ziehe ich mir den Unmut sämtlicher Angler am Ufer zu, als ich mir dank Windabdeckung schwimmend den Weg zurück durch die Angelschnüre bahnen muss. Nächstes Mal nehme ich mein Messer mit!
Im Zickzackkurs fahren wir weiter nach Norden mit Kurs Porto. Wir fahren so 100 km am Tag: Besichtigen eine Stadt im Binnenland und fahren zum Übernachten wieder gen Küste. Nazarés Altstadt liegt oben auf der Klippe mit fantastischem Panorama auf den Stadtstrand. Strand und Unterstadt sind innerhalb von wenigen Jahrzenten durch natürliche Versandung der Bucht entstanden. Die Stadt Obidos hat eine vollständig intakte 2,5 km lange Stadtmauer mit entzückender Altstadt im Inneren. In der langen Hauptgasse haben sich diverse Handwerkskunst-Läden und Boutiquen niedergelassen und alle legen Wert auf ihre Häuserfassaden. Das Örtchen ist bekann für seinen Kirschlikör Ginja.
Nächste Station ist die alte Universitätsstadt Cuimbra. Wir parken und übernachten am Ruderclub auf der gegenüberliegenden Flussseite und laufen den kurzen Weg in die Altstadt hoch. Über dem Ort thront die ehrwürdige Universität. In den Gassen des Univiertels meint man, die Zeit sei stehen geblieben. Telefon- und Stromkabel sind das einzige Anzeichen der Moderne. Wieder gen Küste passieren wir das „Venedig Portugals“ – die Stadt Aveiro. Sehr empfehlenswert ist hier eine Gondeltour auf den Kanälen des Städtchens. Die Miliceiros wurden seinerzeit zum Salztransport aus den umliegenden Salinen genutzt, heute schippern die Gondoliere Touristen in ihren farbenfroh gestalteten Booten durch den Ort. Zum Übernachten umrunden wir die Lagune Ria de Aveiro und finden am Praia do Torreira ein traumhaftes Fleckchen mit Traditions-Fischerbooten.
Die folgende Etappe schließlich bringt uns nach Porto. Hier wollen wir mal wieder Sightseeing per klassischem Hop-on / Hop-off Bussen machen. Der Bus der Red Line gabelt uns fast direkt am Parkplatz am Riu Douro auf und wir haben perfekte Sitze in der ersten Reihe vom Oberdeck. Gute Aussicht aber wir sitzen gefühlt den ganzen Tag in dem verflixten Bus. Die Red Line benötigt reine Nettofahrzeit 90 Minuten für die rechte Douro-Seite, die Blue Line weitere 90 Minuten für die linke Douro-Seite. Mit Warten auf Hop-rüber und auf Hop-zurück vergehen so gute 5 Stunden, die wir mit diesem Bus verbringen. Eindeutig zu viel und wir sind abends dermaßen geschafft, dass uns für ein paar Tage die Lust auf Städtebesichtigung vergeht (sorry Braga – d.h. Dich überspringen wir). Zurück am Auto sehen wir dafür über dem Riu Douro den schönsten urbanen Sonnenuntergang der Reise. Porto ist eine schöne Stadt, ähnlich mondän wie Hamburg, nur wärmer! Für beide Seiten des Riu Douro empfehlen wir mindestens zwei Tage einzuplanen.